Kunst ist nicht nur der Zuckerguß auf dem Kuchen des Lebens. Dieser Gedanke kam mir heute früh und erinnerte mich daran, dass ich lange nichts hinzugefügt habe zur Kunst S.O.S. Spalte. Seit fast zwei Jahren nun leben wir in Verunsicherung, egal von welcher Seite wir diese empfinden. Eindeutige Pläne und deren Verwirklichung sind schwierig, viele Handlungsgesten sind unsicher, und viele Alltagsabläufe werden durch Richtlinien gestört und verändert. Es ist daher wesentlich wichtig, sofern man das Bedürfnis verspürt, einen Freiraum für selbstbestimmtes Handeln zu schaffen. Dieses liegt, auch nach Friedrich Schiller (Briefe über die Ästhetische Bildung des Menschen) im Ausleben des Spieltriebs, wo nichts einem äußeren Zweck und alles der inneren Richtung unterliegt.
Nimm ein auch nur kleines Blatt Papier und ein paar bunte Stifte, und du wirst sofort sehen, worum es geht. Erstmal darum, dich frei zu machen von deinen eigenen Erwartungen, was das jetzt werden muss… und dann von Unsicherheiten. Vertrauen finden, dass der erste Strich und flächige Kritzel auf dem Blatt zu etwas anderem führt und dich anregt, dich in diesem unbekannten zu verlieren… dem zu folgen, was da ist. Jeder Wechsel der Farbe, jedes Ausgestalten auf noch so einfacher Ebene, sind Deine eigenen Entscheidungen. Und du kommst in einen Dialog mit dem, was da entsteht. Und alles andere um Dich herum versinkt für eine kleine, erfrischende Zeit.
Es ist also nicht der Zuckerguß, etwas hübsches oder extra süsses, was das Leben verziert – es ist existenziell wichtige innere Nahrung. Probier es aus. Vielleicht ist es für dich auch das richtige, ein schönes Bild in einem Buch anzuschauen. Oder ein paar Lieder zu singen. Oder in der Natur ein paar Äste, Blätter und Steine zu einem Muster zu legen. Hauptsache, Du betrittst diesen Bereich des selbstbestimmten schöpferischen Handelns. Kunst machen Seele stark. (15. Dezember 2021)